Baugebiet Lumdaniederung war immer an aktiver Bahntrasse geplant

Der Lumdatalbahn e. V. zeigt sich über die angedachte Gründung einer Initiative von Lollarer Neubürgern aus dem Baugebiet Lumdaniederung verwundert.

Hierzu erklärt der 1. Vorsitzende Manfred Lotz: Der Artikel aus der Gießener Allgemeinen Zeitung vom 17.10.2017 enthält Argumente, die für den Verein Lumdatalbahn e. V. nicht nachvollziehbar sind.

So argumentieren die Anwohner, mit einer Reaktivierung sei nicht mehr zu rechnen gewesen, da der Güterverkehr zu den Didierwerken nach Mainzlar bereits 2016 eingestellt worden sei.

Es bestehen seit der Stilllegung 1981 Bestrebungen des Vereins Lumdatalbahn, die Strecke für den Personenverkehr zu reaktivieren. Seit 2012 wurden diese Bemühungen deutlich intensiviert, was besonders seit 2015 – Zusicherung einer neuen Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) seitens des RMV – durch häufige Präsenz des Themas in den Gießener Zeitungen nachvollziehbar war.

Die Strecke war zu keinem Zeitpunkt entwidmet, sondern lediglich stillgelegt. Dies bedeutet, dass jedes Eisenbahninfrastrukturunternehmen beim Regierungspräsidium einen Antrag auf erneute Betriebsgenehmigung stellen kann und für die Erteilung kein neues Planfeststellungsverfahren notwendig ist.

Auch kann der Verein nicht nachvollziehen, inwiefern die reaktivierte Lumdatalbahn ein Sicherheitsrisiko darstellen soll. Die Eisenbahn ist – verglichen mit Autos und Bussen – das sicherste Transportmittel. Da sie spurgebunden ist, kann sie die Gleise nicht verlassen und Unfälle sind sehr unwahrscheinlich – es sei denn, Menschen begeben sich bewusst auf das Gleis. Die bei einer Betretung der Gleise bestehende Lebensgefahr ist hinlänglich bekannt, auf sie wird regelmäßig im Zusammenhang mit Zugunfällen hingewiesen. Aus der ersten Betriebszeit der Lumdatalbahn bis 1981 sind dem Verein keine Personenunfälle bekannt.

In den bei der Vorstellung der NKU genannten Kosten von etwa 11 Mio. Euro ist die Sanierung der Gleise, Bahnübergänge und sonstiger Bauwerke bereits enthalten, sodass – bis auf diejenigen des laufenden Betriebs – keine weiteren Kosten zu erwarten sind.

Moderne Züge (z. B. Baureihen 642, 646, 648) sind dank der Entwicklungen in der Antriebs- und Bremstechnik deutlich leiser als ihre Vorgängermodelle. Der Bereich der Lumdaniederung befindet sich im Beschleunigungs- und Bremsbereich zwischen den Bahnhöfen Lollar und Lollar-Nord (geplant). Somit sind keine hohen Geschwindigkeiten und besonderen Lärmbelastungen zu erwarten, zumal die Höchstgeschwindigkeit auf der gesamten Strecke bei 80 km/h liegen soll, die in Lollar aufgrund der Nähe der Haltepunkte nicht erreicht werden wird. Die Züge sind sogar deutlich leiser als der Lärm des Verkehrs auf der Autobahnbrücke, Schallschutzfenster damit nicht notwendig.

Viele Busfahrten sind entgegen einzelner Beobachtungen gut bis sehr gut ausgelastet, manche sogar überfüllt. Davon sind dann häufig schulpflichtige Kinder betroffen, auch hier geht es also um die Sicherheit von Kindern.

Ohne die hohe Nachfrage im Busverkehr hätten die Gutachter der Teil-Umstellung auf den Schienenverkehr von vornherein eine Absage erteilt.

Zusätzliche Busse sind schwierig zu realisieren, da ein Staufenberger Busunternehmen die Linie 520 (ab Fahrplanwechsel 371) eigenwirtschaftlich betreibt und die Aufgabenträger damit wenig Einfluss auf den Fahrplan nehmen können. Jeder zusätzlich bestellte Bus ist für die VGO/den RMV mit hohen Kosten verbunden.

Darüber hinaus ist die Eisenbahn vom Straßenverkehr unabhängig, was zu deutlich schnelleren Fahrzeiten führt (von Lollar Nord 12 ggü. 25 min mit dem Bus nach Gießen), und kann pro Fahrzeug eine deutlich größere Anzahl Fahrgäste als ein Gelenkbus aufnehmen, womit auch der Busverkehr deutlich abnehmen wird. Anwohnerschutz soll nach Ansicht des Vereins Lumdatalbahn e. V. eben nicht nur in einzelnen, ohnehin autoverkehrsarm geplanten Wohngebieten stattfinden, sondern im ganzen Lumdatal, besonders in den engen Ortsdurchfahrten. Das hat mit Eisenbahnnostalgie rein gar nichts zu tun, vielmehr handelt es sich um einen ganzheitlichen Ansatz zur Gestaltung und Vermeidung von Verkehr.

In Gießen sind optimale Anschlussbeziehungen an die „schnellen“ Regionalexpresse Richtung Frankfurt vorgesehen, sodass Fahrzeiten nach Frankfurt von weniger als einer Stunde (Lollar-Nord) ermöglicht werden – von Londorf 1:15 h.

Die Angst vor Wertverlusten der Grundstücke sieht der Lumdatalbahn e. V. als unbegründet an. Im Bereich der Vogelsbergbahn zeigt sich, dass Buseck, Reiskirchen und Grünberg wegen der Bahnhöfe in den Kernorten an Einwohnern gewinnen und die Grundstücke damit in ihrem Wert steigen. Dies wird umso mehr auf die Lumdaniederung zutreffen, weil der Haltepunkt Lollar-Nord „vor der Haustür“ vorgesehen ist und der Weg zum Bahnhof Lollar damit unnötig wird.

Der Verein weist die Kritik, man wolle sich mit der Reaktivierung ein Denkmal setzen, zurück. Im Gegenteil: Derzeit ist die Lumdatalbahn ein Denkmal der DB-Stilllegungspolitik von Nebenstrecken aus den 70er- und 80er-Jahren.

In Zeiten des demographischen Wandels und den immer weiter steigenden Mieten in den Städten, aber auch einer immer weiteren Flexibilität der Arbeitsplätze ist ein schneller ÖPNV für das Lumdatal als Daseinsvorsorge genauso wichtig wie schnelles Internet

Eine endgültige Entscheidung über die Reaktivierung kann nur der RMV als Aufgabenträger treffen. Auskünfte anderer Personen oder Stellen darüber, ob die Strecke wieder in Betrieb genommen wird oder nicht, können lediglich als persönliche Meinung der sich Äußernden angesehen werden.

Der Lumdatalbahn e. V. nimmt die Bedenken der Lollarer Neubürger dennoch ernst, hofft, mit dieser Aussendung einen Beitrag zur Entspannung geleistet zu haben und wünscht sich für die Zukunft eine Versachlichung der Debatte.

Vorstand LB e. V.

(Bild: Gregor Atzbach)

 

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