Das Nebengleis der Lumdatalbahn in Allendorf/Lumda zieht um ins Wettertal

Es wurde viel spekuliert in den letzten Tagen in Allendorf/Lumda. Manche meinten, der Einsatz von gleich zwei großen Kranwagen am Bahnhof sei das erste sichtbare Zeichen der Reaktivierungsarbeiten. Andere sahen darin den Beginn des endgültigen Abbaus. Wir vom Verein Lumdatalbahn e.V. haben uns kundig gemacht, die Fakten geben wir gerne weiter:

Das jetzt entfernte Nebengleis liegt zumindest teilweise auf den Grundstücken der Anwohnerinnen und Anwohner, denen diese Flächen vor ca. 15 Jahren verkauft wurden. Bei der Reaktivierung der Lumdatalbahn wird sehr wahrscheinlich mit einem einzelnen Gleis in Allendorf/Lumda geplant. Der Zustieg wird von einem neuen Bahnsteig auf der Südseite erfolgen. Um die südlich angrenzenden Flächen hat unser Verein gekämpft. Diese werden benötigt für die stationsstypischen Einrichtungen wie beispielsweise eine Fahrrad-Abstellanlage, Park & Ride und Kiss & Ride – Plätze, eine Bushaltestelle, eine Packstation und einiges mehr.

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die hauptamtlichen Planerinnen und Planer bei der Reaktivierung einen Begegnungsbahnhof Allendorf vorsehen. Würden sich Züge bei einem angenommenen Halbstundentakt an dieser Stelle kreuzen, dann ergäbe sich eine unverhältnismäßig lange Standzeit des bergwärts fahrenden und anschließend nach Gießen zurückkehrenden Zuges in Rabenau-Londorf. Diese Wendezeit betrüge rund 20 Minuten. Schon die alte „Deutsche Bundesbahn“ hat mit Wendezeiten von rund vier Minuten in Londorf gearbeitet, und das zu Zeiten, in denen es der Erinnerung Älterer nach meist etwas gemütlicher zuging.

Apropos „alte Zeit“ – das Nebengleis war kein Kreuzungsgleis, auf dem regelmäßige Zugkreuzungen stattfanden. Es diente vielmehr dem lokalen Güterverkehr. Peter Kreuter aus Allendorf erzählte dazu kürzlich unserem Verein zwei interessante Fakten. Zum einen kann er sich erinnern, dass zuletzt die Brennstoffhandlung Reuning ihre Kohlelieferungen über dieses Gleis erhielt. Zum anderen wissen wir jetzt, dass das Gleis noch zu Beginn der 1980er Jahre erneuert wurde. Das erklärt auch den relativ guten Zustand, der eine Weiterverwendung auf der Museumsstrecke der Eisenbahnfreunde Wetterau zwischen Bad Nauheim (Nord) und Münzenberg möglich macht.

Und selbst wenn das anspruchsvolle Fahrplansystem der Main-Weser-Bahn die längere Standzeit in Londorf und damit den Kreuzungsbahnhof in Allendorf erforderlich machen sollte, dann könnte dieses Gleis auch auf der Fläche südlich des Hauptgleises wiederentstehen. Auf dem vierten Bild in der Rubrik „Roter Brummer – grünes Tal“ in unserem neugestalteten Bilderbogen „Historisch“ können Sie erkennen,dass Allendorf/Lumda früher über drei Gleise verfügte: Das Durchgangsgleis in der Mitte, das Kreuzungsgleis südlich davon und das jetzt entfernte Nebengleis am Empfangsgebäude.

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