Informationsaustausch von Freien Wählern und dem Lumdatalbahn e.V.

Lumdatalbahn soll Zugpferd für die Entwicklung des Lumdatals werden
– Informationsaustausch von Freien Wählern und dem Lumdatalbahn e.V.

Zu einem Informationsaustausch mit der Kreistagsfraktion Gießen und den Ortsverbänden der Freien Wähler im Lumdatal luden FW-Vorsitzender Günther Semmler (Laubach) und der Lumdatalbahnverein mit Organisator Stephan Kannwischer kürzlich nach Allendorf/Lumda ein. Semmler erklärte, dass man seitens der Freien Wähler die Entwicklung des ländlichen Raumes im besonderen Fokus habe und die Infrastruktur ein wesentlicher Schlüssel hierfür sei. Dazu gehöre auch eine gute ÖPNV-Versorgung für die Menschen vor Ort, bei der eine reaktivierte Lumdatalbahn eine wesentliche Rolle spielen kann.

In einem Referat zeigte Jürgen Lerch, Regionalleiter Mittelhessen des Fahrgastverbandes Pro Bahn und Bus, welche Möglichkeiten die Reaktivierung der Lumdatalbahn bietet und wie die Chancen dafür stehen. So führte er auf, dass bei einer Untersuchung von reaktivierungswürdigen Bahnstrecken in Hessen der Landesbehörde Hessen Mobil die Lumdatalbahn in der Topgruppe mit fünf weiteren Strecken gelistet ist.

Die Gutachter bescheinigen der Strecke eine „hohe Verlagerungswirkung, gute Erschließungswirkung“, eine neue Station Lollar Nord sei sinnvoll, die Strecke habe „Bedeutung im Schülerverkehr, relativ geringe Kosten, Oberzentrum Gießen nah“. Lerch ging außerdem auf die Bevölkerungsentwicklung im Lumdatal und die schleichenden Fahrplanverschlechterungen bei der Buslinie 520 ein.

Von besonderem Interesse für die Teilnehmer/innen waren auch seine Darstellungen zur getrennt zu betrachtenden Finanzierung von Infrastruktur und Betrieb von Schienenstrecken. Die Infrastrukturförderung seitens des Landes im Rahmen des „Gemeinde-Verkehrs-Finanzierungsgesetzes“ (GVFG) betrage in der Regel 85 %. Weiterhin möglich sind Zuschüsse aus Landesmitteln oder von der EU (Leadermittel für den ländlichen Raum). Die Deckung eines möglichen Betriebskostendefizites gleichen die Verkehrsverbünde (hier RMV) über die Regionalisierungsmittel des Bundes sowie Kreise und Gemeinden zu je 50 % aus. Durch die Erhöhung der Regionalisierungsmittel in 2016 haben sich die Kosten für die kommunalen Gebietskörperschaften jedoch reduziert.

Hier verwiesen der Allendorfer Bürgermeister Thomas Benz und sein Rabenauer Kollege Kurt Hillgärtner trotz guten Willens auf die geringe finanzielle Leistungsfähigkeit ihrer Gemeinden. „Hier beißt sich die Katze in den Schwanz“ ergänzte Allendorfs Erster Stadtrat Udo Schomber, da man natürlich die Entwicklung des Ländlichen Raumes mit der Reaktivierung der Lumdatalbahn nach vorne bringen wolle, andererseits aber finanziell kaum „die Luft zum Atmen habe“.

Kreisbeigeordneter Gottfried Schneider (Rabenau) bedauerte die geringen kommunalen Spielräume, rief aber zur Geschlossenheit der Lumdatalgemeinden im Sinne einer ganzheitlichen Regionalentwicklung des Talraumes und zur Nutzung der Reaktivierungschance auf. Eine ergänzende Buszubringer-Anbindung sei ein Muss, um die streckenfern liegenden Dörfer schnell an die Bahn anzubinden und damit die allgemeine Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen. Dem pflichteten einige Teilnehmer bei und forderten ein „ÖPNV-Konzept von Bus und Bahn aus einem Guss“.

In dieselbe Kerbe hieb Bürgermeister Kurt Hillgärtner, der sich für die Thematik und im Verbund mit sanfter Tourismusförderung im „Verein Gießener Land“ als dessen Vorsitzender engagiere.

Roland Ehmig (Ortsvorsteher von Staufenberg-Treis) verwies auf die schöne Landschaft des Lumdatals und die vielen geschichtlich-kulturellen Denkmäler, die man mit einer unkomplizierten, schnellen und modernen Schienenverbindung auch vielen Menschen aus Gießen und darüber hinaus näherbringen könne. Radwandern und Bewegung in freier Natur seien schließlich voll im Trend.

Der Staufenberger Stadtverordnete Manfred Hein (Daubringen) monierte, dass kurzsichtige Zeitgenossen noch immer nicht begriffen hätten, welche Chancen die Reaktivierung der Lumdatalbahn mit sich brächten und rief zum Schulterschluss der Lumdatalgemeinden auf, um dieses richtungsweisende Infrastrukturprojekt auf den Weg zu bringen. Gerade auch im Hinblick auf die verfassungsrechtlich gebotene Vereinheitlichung der Lebensverhältnisse und einen ausgewogenen Stadt-Land-Dialog sei dies mehr denn je von Nöten, ergänzte Stephan Kannwischer. Der Rabenauer FW-Vorsitzende Ottmar Lich schloss sich dieser Argumentation an und verwies außerdem auf die Mitwirkungsmöglichkeiten kommunaler Vertreter beim ZOV, die für die Region positiv wahrgenommen werden müssten.

Neben Jürgen Lerch, der nach seinen Informationen zahlreiche Fragen der interessierten Kommunalpolitiker zu beantworten hatte, konnte der erste Vorsitzende Manfred Lotz des Lumdatalbahn-Vereins mit einigen praktischen Erfahrungen die Wichtigkeit einer Reaktivierung der Strecke näherbringen. Nicht nur die Schnelligkeit des Zugs gegenüber dem Bus spiele dabei eine wichtige Rolle, sondern auch die wirtschaftliche Entwicklung im Rhein-Main-Gebiet ließ die Politiker aufhorchen. Das Lumdatal hat das Potenzial, junge Menschen aufzunehmen, was durch die junge FW-Kreistagspolitikerin Haben Kidane bestätigt wurde. Junge Menschen, insbesondere Studenten, suchen günstigen Wohnraum entlang einer schnellen Verbindung nach Gießen. Es wäre fahrlässig, wenn diese Erkenntnis nicht wahrgenommen wird, so das Fazit von Lotz. Gerade auch in seinem Nebenjob als Fahrgastbefrager habe er einen Überblick über viele regionale Räume bekommen und seine lokale Sichtweise erweitert: „ Wo die Bahn fährt, ist Leben!“ so das Fazit von Lotz.

Breite Zustimmung zu den einzelnen Wortbeiträgen signalisierten eine große Übereinstimmung der Versammlungsteilnehmer/innen in der Beurteilung einer Reaktivierung der Lumdatalbahn. Letztlich profitiere die ganze Region davon und Einzelaspekte wie regionale Entwicklung, Tourismus- und Gastronomieförderung, Klimaschutz, Feinstaubreduzierung in Gießen und eine positivere Demografie-entwicklung sollten Anlass genug sein, das gemeinsame Ziel zu verfolgen, fasste Kannwischer den Dialog zusammen.

Mit seinem Schlusswort würdigte Fraktionsvorsitzender Semmler, die auf verschiedenen Ebenen stattfindenden Aktivitäten des Lumdatalbahnvereins und pries dieses ehrenamtliche und uneigennützige Bürgerengagement als beispielhaft. Stephan Kannwischer dankte den Referenten Jürgen Lerch und Manfred Lotz für ihre engagierten und vor allem verständlichen Vorträge und den anwesenden Freien Wählern für ihre Bereitschaft, sich zu informieren sowie offen und ehrlich auch kontrovers zu diskutieren.

Vorstand LB e.V.

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